Die Herausforderung kennen viele Engagierte aus dem Non-Profit-Bereich: Die eigenen Themen sind wichtig, dringend – und dennoch ist es schwer, damit durch zu dringen. Alles, was Politik sagt oder tut, wird von den Medien aufgegriffen. Unternehmen können sich Aufmerksamkeit kaufen und schalten Werbung. Doch wie gelingt es kleinen und mittleren gemeinnützigen Organisationen und Initiativen, mit begrenzten Ressourcen Sichtbarkeit zu schaffen?
Hier kommt die gute Nachricht: Sichtbarkeit ist kein Zufallsprodukt. Sie kann strategisch aufgebaut werden und ein überzeugender Auftritt in den Medien ist trainierbar. Wer Haltung zeigt, klar spricht und gezielt auftritt, wird gehört. In diesem Artikel teile ich drei zentrale Schlüsselkompetenzen, die Organisationen helfen, ihre Themen erfolgreich zu platzieren – auch ohne großes Budget.
5 typische Herausforderungen in der NGO-Kommunikation
Bevor wir auf konkrete Kompetenzen eingehen, lohnt sich ein Blick auf die strukturellen Herausforderungen, mit denen NGOs in ihrer Kommunikationsarbeit regelmäßig konfrontiert sind:
1. Agenda-Setting
NGOs konkurrieren mit vielen anderen Akteuren um Aufmerksamkeit – in klassischen Medien, sozialen Netzwerken und politischen Debatten. Oft ist es schwer, überhaupt durch zu dringen. Wer kein Megafon hat, muss strategisch agieren. Der Schlüssel: Themen „surfen“ statt immer neu setzen zu wollen. Die Frage sollte lauten: Wie können wir an aktuelle Debatten andocken – mit unserer Perspektive, unserer Expertise, unserer Botschaft?
2. Sprachfähigkeit
Viele NGOs sind intern vielfältig aufgestellt – mit wechselnden Teams, Ehrenamtlichen und oft divergierenden Interessen. Das erschwert klare Kommunikation nach außen. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig Positionen zu entwickeln. Wer in entscheidenden Momenten sprachfähig sein will, braucht vorausschauendes Gremienmanagement: Themen früh erkennen, intern diskutieren, klare Aussagen beschließen.
3. Inhalte
NGO-Themen sind häufig komplex, sensibel oder emotional aufgeladen. Zwischen differenzierter Argumentation und verständlicher Botschaft die Balance zu halten, ist eine Kunst. Entscheidend ist: Was davon ist gut vermittelbar? Statt alles sagen zu wollen, hilft es, gezielt zu vereinfachen – ohne zu verfälschen.
4. Glaubwürdigkeit
NGOs genießen grundsätzlich ein hohes Vertrauen. Doch genau das macht sie auch angreifbar. Die Öffentlichkeit erwartet, dass Anspruch und Wirklichkeit übereinstimmen. Das heißt: Haltung zeigen reicht nicht – man muss sie auch leben. Nur wer intern glaubwürdig agiert, bleibt auch extern unangreifbar.
5. Ressourcen
Kommunikation läuft in vielen Organisationen „nebenbei“ – ohne eigenes Team, ohne große Budgets. Doch Öffentlichkeit und Medien erwarten: Präsenz, Reaktionsfähigkeit, Qualität. Umso wichtiger ist strategische Planung. Pressearbeit ist oft der kostengünstigste und zugleich wirkungsvollste Hebel – wenn man vorbereitet ist, wenn es darauf ankommt.
Drei Schlüsselkompetenzen für überzeugende Medienpräsenz
1. Authentizität: Wirkung beginnt mit Haltung
Menschen wollen echte Menschen sehen – keine Sprechroboter. Wer in Medien, Interviews oder öffentlichen Diskussionen authentisch auftritt, schafft Vertrauen. Authentisch rüberzukommen ist dabei übrigens meist wichtiger als sympathisch zu wirken. Es geht nicht darum, allen zu gefallen – sondern glaubwürdig zu wirken.
Das beginnt bei der Körpersprache: Sicher stehen, offen blicken, mit ruhiger Stimme sprechen. Auch ein gewisser Wiedererkennungswert – sei es durch Kleidung, Frisur oder ein kleines Markenzeichen – kann helfen. Wer regelmäßig medial sichtbar sein möchte, sollte sich darüber bewusst werden: Wie möchte ich wahrgenommen werden?
2. Klarheit: Wer klar spricht, wird gehört
Zivilgesellschaftliche Themen sind oft komplex – aber in der Kommunikation muss die Spitze des Eisbergs reichen. Wer es schafft, Komplexes verständlich, bildhaft und emotional aufzuladen, wird gehört. Dafür gilt:
- Kurze Sätze, einfache Worte.
- Bilder statt Floskeln.
- Beispiele statt Fachbegriffe.
Eine prägnante Form hilft bei der Vorbereitung:
Formuliert eure Kernbotschaft in drei Sätzen. Worum geht es euch? Was wollt ihr bewegen? Drei Sätze – eine Aussage, eine Begründung (Zahl oder Beispiel), eine Forderung oder Appell. Wenn ihr in der Lage seid, eure Kernbotschaft in maximal 30 Sekunden auf den Punkt zu bringen, seid ihr ideal vorbereitet für Medieninterviews, Podiumsdiskussionen oder Gespräche mit Entscheidungsträgern.
Denkt dabei in Bildern und Vergleichen, übersetzt abstrakte Begriffe in verständliche Worte – so dass es die Oma oder der Nachbar von nebenan verstehen. Fragt euch: Welche Headline wollt ihr morgen lesen?
Beispiel Bürgergeld: „Was früher die Prügelstrafe war, sind heute die Sanktionen.“ Klingt drastisch – bleibt aber hängen. Und genau das ist das Ziel.
3. Rhetorik: Souverän statt sprachlos
Gerade in Interviews oder öffentlichen Diskussionen sind NGOs oft herausgefordert. Kritische Fragen, Suggestionen oder Unterstellungen können verunsichern. Doch es gibt rhetorische Werkzeuge, mit denen man souverän reagiert, ohne sich zu verbiegen.
Die Brückentechnik ist ein solches Instrument:
Frage zur Kenntnis nehmen – höflich umlenken – eigene Botschaft setzen.
Beispiel:
Frage: „Ist die Ampelregierung in der Wohnungspolitik komplett gescheitert?“
Antwort: „Unsere Aufgabe ist nicht parteipolitische Bewertung, sondern dafür zu sorgen, dass es genug guten und bezahlbaren Wohnraum für alle gibt. Und genau da sehen wir akuten Handlungsbedarf.“
Ein weiterer rhetorischer Hebel ist die emotionale Bindung: Erwähnt die Menschen, für die ihr sprecht und die ihr vertretet. Macht deutlich, warum euer Anliegen für sie konkret wichtig ist.
Sichtbarkeit ist kein Zufall – sondern Handwerk
Professionelle Medienarbeit ist keine Frage des Budgets. Gute Kommunikation braucht keine Hochglanzkampagne – sondern Vorbereitung, Klarheit und Haltung.
Ob für Interview, Pressearbeit oder öffentliche Auftritte:
- Zeigt Haltung – seid sichtbar als Mensch mit Überzeugung.
- Sprecht klar – eure Zielgruppe ist nicht das Fachpublikum, sondern die Öffentlichkeit.
- Bereitet euch vor – und nutzt die Chance, wenn sie kommt.
In Zeiten knapper Mittel ist kluge Kommunikation kein „nice to have“ – sondern entscheidend für Wirkung, Einfluss und Veränderung.
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