Öffentlicher Sparkurs und Kürzungen treffen soziale Träger ins Mark und doch bleiben viele still. Dabei gilt heute mehr denn je: Wer sich nicht zeigt, wird nicht gesehen. Wer nicht gesehen wird, wird nicht gehört. Und wer nicht gehört wird, verliert.
Das war die zentrale Botschaft der GKS-Sprechzeit am 2. Juli 2025. Wir haben darüber gesprochen, wie Öffentlichkeitsarbeit, strategisches Framing und politische Kommunikation auch mit wenig Budget gelingen können. Was es braucht, sind aber Haltung, Klarheit und Mut. Soziale Organisationen dürfen vor allem keine Angst vor Gegenwind haben, denn der kommt garantiert, wenn es um’s Geld und damit letztlich Verteilungsfragen geht.
Drei kommunikative Herausforderungen
Soziale Träger stehen aktuell unter enormem Druck. Doch statt sich kleinzumachen, sollten sie sich klar positionieren. Diese drei Herausforderungen standen im Fokus des Webinars:
- Wie suggerieren wir Macht, die wir (scheinbar) nicht haben?
→ Durch Haltung, klare Botschaften und kluges Storytelling. - Wie finden wir Verbündete gegen politische Widerstände?
→ Durch strategische Allianzen, geteilte Narrative und gemeinsame Aktionen. - Wie werden wir sichtbar – und bleiben es?
→ Durch Pressearbeit, Medienkompetenz und gezielten öffentlichen Druck.
Quick Check: Strategisches Erzählen
Mit einer einfachen Struktur lassen sich Geschichten erzählen, die Betroffenheit erzeugen, Zusammenhänge sichtbar machen und politisch Druck aufbauen. Ohne zu jammern, aber mit Klarheit und Haltung. Ein „Narrativ“, das berührt und politisch Wirkung entfaltet.
Mein Vorschlag für den narrativen Quick Check:
- Wer ist konkret betroffen – und warum ist das politisch relevant?
Gibt es eine konkrete Person, deren Geschichte zeigt, was bei Kürzungen verloren geht? (z. B. eine Mutter ohne Kitaplatz, ein Jugendlicher ohne Anlaufstelle) UND: Warum sollte die Politik das ernst nehmen? - Was droht konkret verloren zu gehen?
Wird klar benannt, was die Kürzungen real bedeuten, nicht abstrakt („weniger Förderung“), sondern konkret: „Ohne Förderung wird dieses Angebot eingestellt. 80 Kinder verlieren ihre Anlaufstelle.“ - Was leistet ihr, das sonst niemand leistet?
Zeigt sich euer gesellschaftlicher Mehrwert (nicht: nur gute Arbeit, sondern: unersetzbare Infrastruktur)? - Wo zeigt sich politische Verantwortung oder Unterlassung?
Wird klar, wo und wie politische Entscheidungen Konsequenzen nach sich ziehen? (z. B. kommunale Kürzungen, Länderbudgets, fehlende Gesetzesanpassung) - Was fordert ihr konkret und lösungsorientiert?
Steht am Ende ein klarer, konstruktiver Appell? (z. B. „Wir fordern die sofortige Wiedereinsetzung der Mittel für…“)
Mini-Formel für Social Media, Presse, Gespräche
„[Person] braucht [Angebot]. Wegen [Kürzung] fällt es weg. Wir zeigen, was das bedeutet – und fordern [klare Lösung].“
Beispiel:
„Jugendliche wie Samir finden in unserer offenen Jugendarbeit Halt und Perspektive. Doch durch die Kürzungen der Stadt droht die Schließung. Wir fordern: Keine Einsparungen bei der sozialen Infrastruktur!“
Bilder, Fakten, Bündnisse: So wird Druck sichtbar
Ob Protestaktion, Zitate-Wand oder Online-Umfrage: Wer zeigen kann, was verloren geht, gewinnt Aufmerksamkeit. Medien wollen Bilder, Zahlen, persönliche Geschichten und politische Klarheit.
Zusätzlich hilfreich:
- Bündnisse bilden, z. B. über offene Briefe oder gemeinsame Statements.
- Framing bewusst einsetzen, z. B. lieber von Sozialabbau als von „Konsolidierung“ sprechen.
- Pressearbeit proaktiv gestalten, denn: Journalismus sucht Geschichten aus dem Leben.
Was Politiker*innen wirklich wollen – und wie wir das nutzen
Politische Entscheider*innen wollen vor allem eines: Handlungsfähigkeit beweisen und wiedergewählt werden. Wir können dabei unterstützen – oder sichtbar machen, wenn sie versagen. Beides wirkt.
Zwei Strategien:
- Support anbieten – mit guten Beispielen, starken Allianzen, Lösungsansätzen.
- Druck aufbauen – durch Kritik, Mobilisierung von Protest und medialer Sichtbarkeit.
So oder so aber braucht es den Mut, Probleme konkret zu benennen und Klarheit in der Bewertung politischer Entwicklungen.
5 Takeaways für alle, die sichtbar bleiben wollen
- Ihr (als Organisation) seid systemrelevant, sagt es auch so.
- Das Ausmaß der Betroffenheit zu zeigen, erzeugt politischen Druck.
- Eine gute Geschichte braucht nur 3 Sätze.
- Framing ist keine Sprachkosmetik, sondern professionelle Strategie.
- Druck wirkt. Aber nur, wenn er sichtbar bleibt.
Daher: Bleibt dran und lasst euch nicht entmutigen!
Fazit:
Gemeinnützige Organisationen haben das Recht und die Verantwortung, sich laut und deutlich in politische Debatten einzumischen. Nicht, weil sie sich profilieren wollen oder sollen, sondern weil sonst zu viele Menschen viel zu viel zu verlieren haben.
Du willst politischer, strategischer, wirksamer oder einfach effizienter kommunizieren?
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